Am rechten Elbufer, im Dresdner Stadtteil Loschwitz, befinden sich auf dem Elbhang drei Schlösser, welche von den Elbwiesen der linken Uferseite gut zu sehen sind. In der Mitte erhebt sich das Lingnerschloss, welches eigentlich die Villa Stockhausen ist. Von der imposanten Terrasse der Villa bietet sich ein grandioser Blick über das Elbtal. Seinen Namen erhielt das Schloss von seinem einstigen Eigentümer, Karl August Lingner, ein deutscher Unternehmer und Philanthrop, der in Dresden sein Glück macht und zu Ruhm und Ehren kam.
Der Bau des Lingnerschlosses
Karl August Lingner ist aber nicht der Erbauer der pompösen Villa. Das Haus entstand zwischen 1850 und 1853. Der preußische Prinz und Generaloberst Albrecht von Preußen gab das Schloss in Auftrag. Bestimmt war die Villa Stockhausen als Wohnsitz für den Baron von Stockhausen, dem Kammerherrn von Albrecht von Preußen. Prinz Albrecht sollte ins nachbarliche Schloss Albrechtsberg ziehen. Bis zur Fertigstellung des selbigen wohnte auch der Prinz in der Villa Stockhausen. Der prachtvolle klassizistische Bau wurde von niemand Geringerem als Adolph Lohse, dem damaligen Landesbaumeister Preußens und Schüler von Karl Friedrich Schinkel erbaut. Lohse entwarf als Architekt aber nicht nur die äußerliche Hülle, sondern gestaltete auch die Innenräume.
Zum Schloss gehörten ein großer Park und ein Weinberg. Das Areal des Parkes umfasst ein Gebiet von 55.000 Quadratmeter. Gartenkünstlerisch wurde die Anlage nach Entwürfen von Eduard Neide 1854 gestaltet. Der königlich-preußische Gartenbaudirektor war einer der führenden Landschaftsarchitekten der damaligen Zeit. Bei der Gestaltung ist der Park die Verbindung vom Stadtwald Dresdner Heide mit den tiefen Elblandschaften.
1891 kaufte der Nähmaschinenfabrikant Bruno Naumann aus Dresden die Villa und lies vieles umbauen. Erst 1906 erwarb Karl August Lingner das gesamte Anwesen.
Karl August Lingner kauft das Lingnerschloss
Karl August Lingner, Unternehmer, Mäzen und Erfinder in Dresden, lies das Schloss nach seinen Wünschen umgestalten. Lingner, der nicht nur Odol erfolgreich vermarktete, sondern auch zu den Stiftern des Hygiene-Museums gehörte, war für seine Liebe zu außergewöhnlichen Ideen bekannt. Das findet sich auch im Lingnerschloss wieder. Sogar einen kleinen Zoo gab es. Außerdem gab es eine Orgel, deren Töne per Telefon übertragen werden konnten. In Zusammenarbeit des Malers Franz von Stuck und dem Architekten Wilhelm Kreis wurde eine neue Innenausstattung geschaffen. Es entstand Lingners Schloss, das Lingnerschloss. Eine besondere Attraktion war die private Standseilbahn, die vom Lingnerschloss bis ins Elbtal reichte. Noch heute sind Bergstation und Trassenführung zu bestaunen.
1921 wurde der 1916 verstorbene Lingner in dem von Hans Poelzig und Georg Kolbe errichteten Mausoleum im Park beigesetzt.
Lingnerschloss geht an Stadt Dresden
Zwei Wochen vor seinem Tod am 22.Mai 1916 legt Lingner in seinem Testament fest, dass die Stadt Dresden das gesamte Anwesen erhalten soll. Allerdings war dieses Erbe mit Auflagen verbunden. Die Bevölkerung sollte nicht nur freien Zugang zum Park erhalten, sondern auch zum gesamten Schloss. Und im Hauptgebäude des Lingnerschloss sollte ein Restaurant oder Café eingerichtet werden, welches die niedrigsten Preise im ganzen Umkreis hat.
Vom Bombenangriff um den 13. Februar auf Dresden blieb das Schloss verschont. In den folgenden Jahren hatte es viele Funktionen. Es war Lazarett, Wohnheim und Kommandantur. 1957 fand der Klub der Intelligenz hier ein Heim. Ein großer Teil der Innenausstattung ging beim Umbau 1956/57 verloren. Um 1993 stand das Haus leer und wurde durch Vandalismus und fehlender Instandhaltung ernsthaft zerstört.
Das Lingnerschloss heute
2002 gründeten Dresdner Bürger den Förderverein Lingnerschloss e.V. Dieser setzt sich für die Sanierung und Nutzung des Gebäudes ein. 320 Mitglieder und 70 ehrenamtliche Mitarbeiter setzen sich aus Dresdner Bürgern, 62 Vereinen und Unternehmen sowie auswärtigen Unterstützern und Freunden zusammen. Nach der kompletten Sanierung des Lingnerschloss soll das Haus über eine Terrassenwirtschaft, ein Café und Restaurant verfügen und alle Räume für die Öffentlichkeit nutzbar sein. Ausstellungen und Veranstaltungen finden schon heute statt. Insgesamt sollen sich die Kosten auf etwa elf Millionen Euro belaufen. Fünf Millionen Euro wurden bereits verbaut und viele Räume konnten schon saniert werden. Ein Teil kam aus Förderprogrammen und dem Denkmalschutz.
Seit 2010 ist das Restaurant wieder eröffnet. Auch die Terrasse und einige Veranstaltungsräume können schon genutzt werden. Entsprechend der Verfügung von Karl August Lingner wird im Restaurant täglich ein wechselndes alkoholfreies Getränk zum Preis von nur 75 Cent angeboten.