Der Fürstenzug in Dresden

Auf der Augustusstraße, zwischen dem Johanneum auf der einen Seite und dem Georgentor auf der anderen Seite, befindet sich der Fürstenzug zu Dresden. Entlang der langen Wand stolziert ein prächtiger Zug edler Fürsten. Der Fürstenzug gehört neben dem Zwinger, dem Goldenen Reiter, der Semperoper und der Frauenkirche zu den fünf bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Dresdens.

Der Schandfleck im Dresdner Schlossareal

Der sächsische Minister Friedrich Ferdinand Graf von Beust stellte im Jahr 1861 fest, dass die Lange Wand am Stallhof Dresden kein Anblick ist, den man länger ertragen konnte. Obwohl die Wand bereits 1589 bemalt wurde, hatte sie ihre schönsten Zeiten hinter sich. Die Malereien aus Kalkfarben waren verwittert. Grau und hässlich vegetierte die Wand vor sich hin und war bei einem Gang vom Georgentor zur Frauenkirche nun wahrlich kein schöner Anblick. Die Wand war der Schandfleck des gesamten Schlossareals. Doch drei weitere Jahre mussten ins Land gehen, ehe die Pläne von Wilhelm Walther, einem Historienmaler, zur Gestaltung der Wand Aufsehen erregten. Walther war ein Hungerleider, der zahlreiche Mäuler zu stopfen hatte. Seine Pläne dürften kaum eine Chance gehabt haben, wenn – ja, wenn nicht der Hofbaumeister Krüger ganz ähnliche Pläne zur „historisch-allegorischen Darstellung zur sächsischen Geschichte“ vorgelegt hätte. Nun entschied sich der Akademische Rat für die Vorlagen Walthers, der einen Festzug der sächsischen Regenten vorgeschlagen hatte.

Es interessiert natürlich niemanden, dass Wilhelm Walther keine Ahnung hatte, wie der erste Markgraf aussah. Die Fürsten erhielten Attribute ihrer Zeit. Umhänge, Schwerter, Hüte und vieles mehr zeigten, wer da dargestellt wurde. Der Künstler lies Herzöge, Kurfürsten, die Wettiner und Könige durch die sächsische Geschichte reiten. Lange Zeit arbeitete Walther ohne Entlohnung, denn schon damals war man der Ansicht, Künstler leben von Luft und Liebe. Erst 1870 kam es zur Vertragsunterzeichnung. Walther erhielt Lob und Ehrung.

Der Fürstenzug zu Dresden entsteht

Walther gestaltete den Zug in einer Sgraffitotechnik, welche bereits die Künstler der Renaissance wählten. Zwischen 1872 und 1876 entstand das Meisterwerk in der Putzkratztechnik an der langen Wand. Das Meisterwerk wurde aus dem staatlichen Kunstfonds bezahlt und kostete 62.288 Mark.

Allerdings war der Fries nicht sehr witterungsbeständig. Bereits zur Jahrhundertwende zeigte er erste Schäden und so wurden das Bild neu mit Keramikfliesen aus der Meißner Porzellanmanufaktur gestaltet, welche fugenlos verlegt wurden. Auf einer Länge 101,9 m und einer Höhe von 10,51 m entstand der Fürstenzug neu aus 25.000 Keramikfliesen. Jede Fliese hat ein Maß von 20,5 x 20,5 cm.

Vom Kürfürsten bis zum Handwerker

Der Fries beginnt mit dem Spruch: „Ein Fürstenstamm dess Heldenlauf reicht bis zu unsern Tagen, in grauer Vorzeit ging er auf mit unseres Volkes Sagen.“ 94 Personen stellt der Fürstenzug zu Dresden dar. Neben 35 Herzögen, Markgrafen, Kurfürsten und Königen aus Sachsen sind darauf auch 59 Künstler, Wissenschaftler, Soldaten, Kinder, Handwerker und Bauern zu finden. Außerdem gibt es zahlreiche Pferde sowie zwei Windhunde. Die Regenten sind in der Reihenfolge, in der sie regierten angeordnet und mit Namen und Regierungszeit v ersehen. Lediglich Heinrich I. von Eilenburg und Friedrich August III., der letzte König, fehlen. Auch der Maler selber hat sich auf dem Bild verewigt. Die einzig weibliche Figur des Fürstenzuges ist übrigens ein kleines Mädchen inmitten der Kindergruppe. Der Fürstenzug endet mit den Worten: „Du alter Stamm, sei stets erneut in edler Fürsten Reihe; wie alle Zeit Dein Volk Dir weiht die alte deutsche Treue.“

Angeführt wird der Fürstenzug von einem Herold, Bannerträgern und Spielleuten. In der Schlussgruppe finden sich namhafte Personen wie der Student Herr von Erdmannsdorf, der Architekt Georg Hermann Nicolai, die Maler Peschel und Hübner sowie Ludwig Richter, die Bildhauer Johannes Schilling und Ernst Julius Hähnel, der Geheimrat Wiesner oder der Maurer Kern. Im unteren Rand des Frieses befinden sich Wappen verschiedener Ämter und Herrschaften.

Die Restaurierung des Fürstenzug Dresden

Obwohl das Umfeld des Fürstenzuges in der Bombennacht des 13. Februars 1945 fast völlig zerstört wurde, nahm das Bild selber nur einen sehr geringen Schaden. Schäden traten vor allem im Bereich der Fenster auf. 1978 wurden die Schäden und die Verschmutzungen, die der Fries während der Jahre erhalten hatte, beseitigt. Etwa 450 Fliesen, die zum Teil beschädigt waren, wurden ausgetauscht und 223 Fliesen, die nach altem Rezept neu hergestellt wurden, ergänzt.

Die Regenten auf dem Fürstenzug zu Dresden

  • Konrad der Große (1127–1156)
  • Otto der Reiche (1156–1190)
  • Albrecht der Stolze (1190–1195)
  • Dietrich der Bedrängte (1195–1221)
  • Heinrich der Erlauchte (1221–1288)
  • Albrecht der Entartete (1288–1307)
  • Friedrich der Gebissene (1307–1324)
  • Friedrich der Ernsthafte (1324–1349)
  • Friedrich der Strenge (1349–1381)
  • Friedrich der Streitbare (1381–1428)
  • Ernst (1464–1486)
  • Friedrich der Sanftmütige (1428–1464)
  • Albrecht der Beherzte (1486–1500)
  • Friedrich der Weise (1486–1525)
  • Johann der Beständige (1525–1532)
  • Johann Friedrich der Großmütige (1532–1547)
  • Georg der Bärtige (1500–1539)
  • Heinrich der Fromme (1539–1541)
  • Moritz (1547–1553)
  • August (1553–1586)
  • Christian I. (1586–1591)
  • Christian II. (1591–1611)
  • Johann Georg I. (1611–1656)
  • Johann Georg II. (1656–1680)
  • Johann Georg III. (1680–1691)
  • Johann Georg IV. (1691–1694)
  • August II. (August der Starke, 1694–1733)
  • August III. (1733–1763)
  • Friedrich Christian (1763)
  • Friedrich August der Gerechte (1763–1827)
  • Anton der Gütige (1827–1836)
  • Friedrich August II. (1836–1854)
  • Johann (1854–1873)
  • Albert (1873–1902)
  • Georg (1902–1904)

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