„Böttger, mach er uns Gold“ Mit diesen Worten forderte August der Starke den Apotheker und Alchemisten Johann Friedrich Böttger auf, das Gold in den sächsischen Kassen zu mehren. Johann Friedrich Böttger war von dem Wunsch besessen, Gold zu machen. Das gelang ihm allerdings nicht. Doch nicht ohne Grund hat seine Erfindung den Namen „Weißes Gold“, denn das Porzellan ließ das Gold in den kurfürstlichen Kassen klingeln.
Böttgers Weg zum Goldmacher
Johann Friedrich Böttger wurde am 04.Februar 1682 in Schleiz geboren. Sein Vater starb früh und seine Mutter heiratete 1685 Johann Friedrich Tiemann. Tiemann war maßgeblich an der Ausbildung Böttgers in vielen Bereichen beteiligt. 1696 begann Böttger beim Berliner Apotheker Friedrich Zorn eine Ausbildung als Apotheker. Seine Leidenschaft zur Alchemie wurde während der Lehre geweckt. Heimlich widmete sich Böttger der Alchemie im Apothekerlabor. Sein Streben war es, den Stein der Weisen zu finden, der die Umwandlung von unedlen Metallen in edle Metalle ermöglichte. Kontakte zu Johannes Kunckel und dem Adepten Lascaris unterstützten ihn in seinem Suchen. Lascaris wurde von Böttger während einer Krankheit geheilt. Dieser schenkte ihn dafür ein Transmutationspulver, welches die Umwandlung von Metallen ermöglichen sollte. Dank des Transmutationspulvers vollbrachte Böttger erstaunliche Dinge, die ihn nicht nur reich, sondern auch bekannt werden ließen. Doch genau damit begann das Unheil.
Böttgers Flucht aus Berlin
Böttgers Ruf drang auch schnell zum Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. Der preußische König lies umgehend ein Kopfgeld auf Böttger aussetzen, denn die Alchemie war Hexenkunst. Johann Friedrich Böttger konnte der Hatz entkommen und er floh zu seinem Onkel nach Wittenberg. Dort wurde er zum Gegenstand eines Streites zwischen dem Preußenkönig und dem Kurfürsten von Sachsen. Diesem waren nämlich Böttgers Künste zu Ohren gekommen und er hatte ein lebhaftes Interesse an dem Apotheker. Während Friedrich Wilhelm I. die Auslieferung Johann Freidrichs verlangte, da er ein preußischer Bürger war, wollte August ihn behalten und erklärte Punktum, dass Böttger auf sächsischen Boden wäre und dort bliebe. August der Starke gewann den Zwist und ließ Johann Friedrich Böttger nach Dresden bringen.
Böttger, mach er uns Gold
Johann Friedrich Böttger wurde in Dresden auf wärmste willkommen geheißen. August der Starke hoffte, mit seiner Hilfe die leeren kursächsischen Kassen zu füllen und weiter seiner Verschwendungssucht freien Lauf lassen zu können. August der Starke frönte einer besonders kostspieligen Leidenschaft. Er liebte chinesisches Porzellan und sammelte dies leidenschaftlich, solange es das Gold in seinen Schatzkammern dies zuließ.
Das Laboratorium wurde zunächst im Fürstenbergschen Haus zu Dresden eingerichtet. Ein Contubernium sollte die Forschungen und die Herstellung von Gold überwachen. Zu diesem gehört später auch der Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. 1705 wurde das Labor auf die Albrechtsburg zu Meißen verlegt. Böttger war nach zwei Fluchtversuchen zum Gefangenen geworden. Hier fanden auch die ersten Versuche mit Keramik statt. Anfangs wurden Schmelztiegel gefertigt, später entstand künstlicher Marmor für die prächtigen Bauten am kurfürstlichen Hof in Dresden. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden für die ersten Herstellungen von rotem Steinzeug verwendet. Übrigens verdienten die bei der Entwicklung beteiligten Leute für die damalige Zeit nicht schlecht. Nur Böttger erhielt als Gefangener des Königs keinen Thaler.
Nach dem Tode Tschirnhaus setzte Böttger die Versuche, Porzellan herzustellen, fort und erfand das weiße Porzellan, nachdem er Kaolin gefunden hatte. Am 01.06.1710 wurde die erste Porzellanmanufaktur eröffnet, die sich damals noch in der Albrechtsburg Meißen befand.
Johann Friedrich Böttger wurde am 19.April 1714 aus der Haft entlassen. Sachsen durfte er nicht verlassen. Er begann auf Drängen des Kurfürsten sich wieder mit der Herstellung von Gold zu befassen. Als Folge seiner Experimente mit giftigen Substanzen starb Böttger am 13.März 1719. Begraben wurde er auf dem Johannisfriedhof in Dresden. Sein Grab ist heute nicht mehr erhalten.
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Vielen Dank für den informativen Artikel über Johann Friedrich Böttger.
Weitere Ergänzungen möchte ich aber gerne hinzufügen.
Der Erfinder des europäischen Porzellans heißt, wie Herr Görner schon richtig bemerkt, Ehrenfried Walther von Tschirnhaus.
Im gelang u.a. die Herstellung eines Porzellanbechers, welches Böttger in einem Brief
vom 14.10.1708 bestätigte.
Tschirnhaus wurde zuvor vom König zum Geheimen Rat und Direktor der zu gründenden Manufaktur ernannt und bekam vom König 2561 Thaler.
Der Hinweis, dass Böttger nach Tschirnhaus Tod das Porzellan erfand, nachdem er das
Kaolin gefunden hatte, ist nicht korrekt.
Schon am 25. Juni 1708 sandte Christoph Martin Dörfler aus Schneeberg eine Probe Kaolin in Tschirnhausnes Laboratorium. Gestorben ist Tschirnhaus aber erst am 11.10.1708.
Verschiedene Zeitzeugen berichteten von Ehrenfried Walther von Tschirnhaus als Porzellanerfinder. Der Generalsekretär der Meißner Manufaktur schrieb sogar,
„daß die Porzellanerfindung nicht von Böttger, sondern von dem seeligen Herrn von Tschirnhausen herkommt und dessen schriftliche Wissenschaft ihm durch den Inspektor Steinbrück zugebracht worden sey.“
Christof v.Tschirnhaus
Immer weiter setzt sich die Erkenntnis durch, dass, so meine ich,
E.W.v.Tschirnhaus der Erfinder des „Weißen Goldes“ war, er, der
Wissenschaftler, der das Geheimnis des Weißen Goldes enträtselte,
welches dem Sachsenlande Weltruhm einbrachte. Viele seriöse Medien
berichteten über das sächsische Porzellan und seine Geschichte. –
Nun wurde, ich glaube 1982 zum 300-jährigen Geburtstag, J.F.Böttger auf
der Brühlschen Terasse in Dresden ein Denkmal gewidmet, als Lohn für
seine Verdienste. Darunter soll sich das Gewölbe befunden haben, in dem
E.W.v.Tschirnhaus mit seinem ihm zugeteilten Mitarbeiter J.F.Böttger das
Porzellan bis zu seiner Reife gebracht hat (haben soll).
Weshalb hat bis jetzt noch niemand daran gedacht, neben der Stele
von Böttger auch eine solche für E.W.v.Tschirnhaus aufzustellen, so wie
es sich meiner Meinung nach gehört?
Es gibt bestimmt ehrenwerte Menschen in Dresden, die so etwas
befürworten würden. Und es gibt auch einige Porzellanfabriken in und um
Dresden, die in der Lage wären, sich an Kosten dafür zu beteiligen, da
man ja weiß, dass es für staatliche Institutionen nicht immer leicht
ist, für solche Anliegen Gelder freizugeben. Und alle diese
Porzellanfabriken könnten damit dem Vater des Porzellans eine große Ehre
erweisen. E.W.v.Tschirnhaus und J.F.Böttger auf gleicher Augenhöhe in
der Geburtsstadt des Weißen Goldes, das könnte meiner Meinung nach
Befürworter und Gegner der Geschichte dieser Erfindung unter einen Hut
bringen. Hoch lebe Ponsa, der chinesische Gott des Porzellans.
Manfred Görner