Die geschichtlichen Aufzeichnungen der Festung Königstein reichen zurück bis ins Jahr 1233. Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Festung ausgebaut. Aber auch in den folgenden Jahren brachte man die Verteidigungsanlage immer wieder auf Vordermann, schließlich diente die Festung Königstein auch als Zuflucht für den sächsischen Hochadel und dieser wollte beschützt sein. Doch auch namhafte Gefangene beherbergte die Festung. So den Erfinder des Meißner Porzellans, Johann Friedrich Böttger und den Sozialdemokraten August Bebel.
Die Festung Königstein gilt übrigens als uneinnehmbar. Keine Heeresmacht konnte die Mauern erstürmen und die Festung in die Knie zwingen. Die Mauern der Festung trotzen jedem Ansturm bis, ja, bis zum 19.März 1848. An diesem Tage war es ein kleines Schornsteigfegerchen, das allem zum Trotz die Mauern der stolzen Festung erglomm und den Strategen der Festung das Gruseln lehrte.
Sebastian Abratzky war ein Schornsteinfeger aus Mahlis, einem kleinen Ort in der Nähe von Oschatz. Er hatte gerade seine Schornsteinfegerlehre beendet und machte sich nun auf die Wanderschaft durchs Land. Das war damals so üblich. Auf der Walz oder den Wanderjahren mussten sich Gesellen beweisen, um später die Prüfung zum Meister ablegen zu können.
Auf seinen Weg kam er natürlich auch in die Dresdner Umgebung. Die stolze Festung Königstein zog ihn magisch an. Von den Einwohnern des Dorfes erfuhr er, das die Festung zu besuchen sei, allerdings kostet das einen Taler Eintritt. Ein Taler war für den mittellosen Wandergesellen viel Geld. Den Taler wollte Sebastian lieber für ein Bier aufheben und kletterte deshalb die fast senkrechte Wand hinauf. An der Ostseite der Felsenveste fiel dem Schornsteinfeger ein Kamin auf. Natürlich war Sebastian Abratzky bekannt, wie man einen Kamin erklomm. Und so stieg er einfach drauf los. Während seines Aufstiegs soll der muntere Geselle auf einem Felsen im Kamin Rast gemacht haben und die Aussicht genossen haben. Nachdem er sich wieder auf die Klettertour gemacht hatte, stürzte der Felsen mit Getöse in den Abgrund. Drei Stunden benötigte Sebastian, um die Festungsmauer zu erreichen. Hier wurde er von der Wache der Festung schon in Empfang genommen und sofort für 12 Tage in den Arrest gesteckt. Noch bevor er entlassen wurde, fand seine Tat Nennung im Wochenblatt von Pirna: „Ein harmloser Schornsteinfeger hat es vollbracht, wozu unermessliche Streitkräfte nicht in der Lage gewesen waren!“ Der Kamin, durch den Sebastian Abratzky die Festung Königstein erklomm, trägt heute seinen Namen. Übrigens hat der Kamin einen Schwierigkeitsgrad IV nach der sächsischen Schwierigkeitsskala.
Alles eine Lüge?
Im Jahre 2001 prüfte Joachim Schindler die Geschichte um den Schornsteinfeger Sebastian Abratzky. Er fand viel Widersprüchliches. Doch das soll eine andere Geschichte in unserem Sachsen-Blogger sein.