Burg Oybin – das Kleinod unter Sachsens Burgen und Schlössern

Im Zittauer Gebirge, im Südosten Sachsens, befindet sich etwas oberhalb des Ortes Oybin der gleichnamige Berg. Und auf diesem stehen die Ruinen einer uralten Burg. Der ganze Gipfelbereich ist mit der einstigen Höhenburg bebaut. Die Burgruinen sind ein wahres Kleinod zwischen all den wunderbaren Schlössern und Burgen des Sachsenlandes.

Die ersten Hinweise gehen auf das 13. Jahrhundert zurück. Die ersten Bauspuren auf dem Berg stammen aus dieser Zeit. Es wird vermutet, dass die Burg als Stützpunkt für Raubritter genutzt wurde, die von hier aus die nahen Handelsstraßen überfallen konnten. Auch die erste Zerstörung der Burg stammt aus dieser Zeit. Doch schon bald sollte die Burg zu neuem Leben erwachen.

Aus der Befestigung wird eine Anlage

Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde aus der einfachen Befestigung eine wehrhafte Anlage, die dem Schutz der beiden Handelswege dienen sollte. Der Ausbau wurde von Heinrich von Leipa ausgeführt. Der Marschall hatte das Zittauer Land einschließlich des Berges von König Johann von Böhmen als Lehen erhalten.

1346 wurde die Burg wieder der böhmischen Krone zugeschrieben. Johanns Sohn, Karl IV., erbaute auf dem Berg Oybin das Kaiserhaus. Dieses wollte er als Altersruhesitz nutzen. Im Jahre 1366 begann er mit dem Bau der gotischen Kirche, die 1384 fertiggestellt wurde. Dem Orden der Cölestiner stiftete er ein Kloster, welches 1369 auf dem Oybin erbaut wurde.

Über 200 Jahre existierten Kloster und Burg miteinander und nebeneinander. Zwei Mal wurde der Oybin während der Hussitenkriege angegriffen. Dass die Belagerer ohne Ergebnis abziehen mussten, war vor allem den steil aufragenden Felsen und den starken Mauern der Burg zu verdanken. Diese Zeit war mit Sicherheit eine harte Bewährungsprobe, denn ein Teil des Prager Domschatzes lagerte hier.

Das Klosterleben geht zu Ende

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zogen wieder friedliche Zeiten auf dem Oybin ein. Eine zeitlang herrscht noch eine rege Bautätigkeit. Doch die Ideen der Reformation machten auch vor der Burg Oybin nicht Halt. Im Zuge von Reformation und Gegenreformation wurde das Leben im Kloster beendet. 1574 fiel der Berg inklusive aller Ländereien der Stadt Zittau zu.

Im Jahre 1577 traf ein Blitzschlag die Burg, die zu diesem Zeitpunkt kaum noch genutzt wurde. 1681 zerstörte ein Felsabriss die Bauten, welche vor der Kirche gelegen waren. Lediglich das Bibliotheksfenster ist noch in seiner alten Schönheit erhalten und erzählt vom Glanz der Burg.

Von Malern festgehalten

Friedrich Augusts III. Hofmaler, Alexander Thiele, war der erste Maler, der die Ruinen der Burg Oybin, die inzwischen von der Natur zurückerobert wurde, auf eine Leinwand bannte. Und auch Caspar David Friedrich, Adrian Zingg und Carl Gustav Carus – um nur einige zu nennen – fingen die Faszination der Burgruinen ein.

Bauleute und Helfer befreiten die Burg ab 1829 von Schutt und Trümmern. Das Kaiserhaus wurde um 1877 saniert und dem Verfall damit Einhalt geboten. Mit der Anbindung der Postkutsche und der Schmalspurbahn wurden die Burgruinen von Oybin als touristische Attraktion erschlossen.

Burg und Kloster Oybin heute

Heute sind es über 100.000 Gäste aus aller Welt, welche der Burg und dem Kloster Oybin einen Besuch abstatten. Zahlreiche Veranstaltungen, Ausstellungen und Führungen locken die Besucher ab. Hier gibt es manch besondere Attraktion zu bestaunen. Und bei einer Führung erfahren Sie auch manche Geschichte aus dem Leben der Burg und des Klosters. Und wer Lust auf Abenteuer hat, kann gleich noch einen zünftigen Raubritter-Überfall buchen.

Zu den beeindruckendsten Erlebnissen gehören die Mönchszüge, die inzwischen Gäste aus aller Welt anziehen. Bevor der Mönchszug beginnt, erklingen aus der Klosterruine die Orgelwerke von Bach. Ein Highlight der besonderen Art.

Der Berg Oybin ist wie geschaffen für eine mächtige Festung

Mit seinen steilen Hängen scheint der Berg Oybin wie geschaffen für den Bau eines Herrensitzes. Die steilen Felswände machen den Berg und die Festung uneinnehmbar. Und so wurde der Berg im 13. Jahrhundert zum ersten mal besiedelt. Als er 1346 in die Hände der Könige von Böhmen fiel, lies Kaiser Karl IV. die Burg erweitern. Es entstand ein repräsentatives Kaiserhaus. Im Jahre 1369 wurde ein Cölestinerkloster gegründet. Hier, in der Abgeschiedenheit des Berges, vertieften sich die Mönche ins Gebet.

Der Prager Erzbischof weihte 1384 die Klosterkirche ein. Sie war vorher, in mühevoller Arbeit, dem Felsen abgerungen wurden. Das Kloster Oybin verfügte über eine sichere Lage wie kaum ein anderes kirchliches Gemäuer. Und so wurde im Kloster der Prager Domschatz in Kisten verpackt vor den Hussiten versteckt. Am 28.September 1420 wollten die Hussiten die Burg mit einem Sturmangriff einnehmen. Jedoch der Versuch war zum Scheitern verurteilt. Der Berg und die Burg hielten stand.

Mit dem Reformation fand das Ordensleben sein Ende. Der letzte Prior starb 1555. Daraufhin kaufte die Stadt Zittau den herrschaftlichen Sitz. Ein Blitz vernichtete jedoch 1577 das Kloster, welches in den folgenden Jahren immer mehr verfiel. Sowohl das Kloster als auch die Burg verwandelten sich in mächtige Ruinen, denen ihre einstige Schönheit noch heute anzusehen ist.

Der Zugang zum Felsen Oybin und seinen Ruinen

Möchten Sie heute den Weg zu den Ruinen auf sich nehmen, müssen Sie vorbei an der evangelischen Kirche. Diese scheint fast am Felsen zu kleben. Zwei Tore sichern den Aufgang zum Felsen. Haben Sie das letzte Tor passiert, stehen Sie auf dem von Ruinen umgebenen Burghof. Das Oybinmuseum befindet sich in den noch bestehenden Resten eines Wohnturms. Gefolgt wird es vom Kaiserhaus, welches sich nah über dem Abhang erhebt und mit seinen mauern die Klüfte des Felsen überspannt. Über eine Treppe erreichen Sie die Ruinen der Klosterkirche. Aus dem anstehenden Felsen wurde der untere Bereich des Klosters gemeißelt. Noch heute können Sie dort die Spuren bewundern, die die kühnen Handwerker mit ihren Meißeln hinterlassen haben. Das sehr steile Kirchenschiff wird von gotischen Fenstern beleuchtet. Gewölbe und Dach sind verloren. Der Bergfriedhof, auf dem einst die Mönche zur letzten Ruhe getragen wurden, war mehr als einmal Motiv für Maler der Romantik. Bäume, Ruinen und Felsen zeichnen eine schaurige Kulisse, dessen Zauber auch Sie sich nicht entziehen können.

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