Die Sage von der Sense

Sage von der SenseZwischen Hohnstein und Poschdorf befindet sich der Tiefe Grund, ein Seitental der Polenz. Genau hier, wo das Waitzdorfer Wasser sich seinen Weg über hohe Felsen hinab in den Grundbach bahnt, befinden sich in den Felsen an der Straße Zeichnungen. Eingemeißelt in den Fels sind eine Sense, die Zahl 1699 und ein Kreuz. Diese Zeichen erinnern an ein gar trauriges Ereignis, welches sich genau hier zu trug. Die Sage von der Sense erinnert heute noch an die Liebe zweier Männer zu einem wunderschönen Mädchen.

Waitzdorf war zu jener Zeit ein kleines Örtchen. Hier wohnte ein Husar mit seinem lieblichen Töchterchen. Sie war nicht nur wunderschön, sondern auch tugendhaft, brav und fleißig. Alle Dorfbewohner mochten sie sehr gern und so war es kein Wunder, dass die Burschen des Dorfes sich das Mädchen gern zur Braut wünschten. Zwei junge Burschen, beide tüchtig und keineswegs arm und seit frühster Kinderzeit Freunde, hatten ebenfalls an dem Mädchen gefallen gefunden. Jeder von ihnen wollte sie gern zur Frau und warb um sie. Doch das Mädchen konnte sich für keinen so recht entscheiden. Und so bestimmte sie beim Kirmestanz: „Ich werde den heiraten, der mir seinen Mut beweist.“

Die beiden jungen Männer beschlossen sich im Zweikampf zu messen. Im stillen Grunde wollten sie sich treffen und nur das Mädchen sollte dem Zweikampf beiwohnen.

Zur angesagten Stunde trafen sich die drei am Bach. Doch als das Mädchen die beiden Männer erblickte, erschrak sie. Beide hatten sich gar sonderlich gekleidet. Sie erschienen in weißen Jäckchen aus Leinen, an denen eine rote Schleife angebracht war. Auf dem Kopf trugen sie Strohhüte mit bunten Bändern, die sie von dem Mädchen einst bekamen, und in der Hand hielt jeder eine neue Sense.

Vor dem Kampf gaben sich die jungen Schnitter noch einen Abschiedsgruß und schlugen anschließend beherzt aufeinander ein. Schon bald bluteten sie aus vielen Wunden. Das Mädchen bat um Einhalt, weinte und schrie, sie mögen vom Kampf ablassen. Doch schon war es zu spät und einer sank tödlich getroffen zu Boden. Mit lautem Klagen lief der andere zu seinem sterbenden Freund. Doch jede Hilfe kam zu spät. Als ihm bewusst wurde, was er getan hatte, lief er eilends fort und wanderte seit dem ruhelos durch die Welt.

Neun Jahre später errichtete ein preußisches Kriegslager seinen Ruheplatz jenseits der Elbe. Ein Kürassier der Preußen suchte die Waitzdorfer Schenke auf, stillte bei einem kühlen Bier seinen Durst und fragte nach dem Husaren und seiner Tochter. Der Husar war in der Zwischenzeit längst gestorben. Die Tochter des Husaren lebte in Herzeleid und Kummer sehr zurückgezogen. Der Kürassier brach zur Hütte des alten Husaren auf und fand dort dessen Tochter am Spinnrad. Doch wie hatte sie sich verändert. Der Gram hatte ihre Schönheit gezeichnet und sie glich einer Blume, an deren Wurzeln ein Übel nagte. Der Kürassier grüßte höflich und stieg zum Grab seines Freundes im Tiefen Grund. Hier fanden ihn die Bauern und als sie den Mörder festnehmen wollten, rief dieser aus „Komme mir keiner in den Weg!“. Langsam ging er zurück zum preußischen Lager und am nächsten Morgen brach er mit dem Heer gen Böhmen auf. Nie wieder hatte man von ihm gehört. Das einst so schöne Mädchen starb noch im gleichen Jahr an ihrem Leid.

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