Unterwegs im und über dem Plauenschen Grund

Sonntagnachmittag. Langeweile. Warum nicht die schönen Herbsttage nutzen, um einen kleinen Spaziergang zu machen? Also auf geht’s …

Kommt der geneigte Dresden-Besucher mit dem Zug oder dem Auto aus Richtung Freital in die Stadt, so erheben sich bei der Einfahrt links und rechts steile Felswände. „Was ist das? Sind wir hier im Gebirge?“, wird der eine oder andere fragen. Nein, ein Gebirge ist es nicht, man könnte es höchstens noch als einen Ausläufer des Erzgebirges bezeichnen. Wir befinden uns im Plauenschen Grund, einem Kerbtal der Weißeritz. Ober- und unterhalb der Felslandschaft gibt es einiges zu entdecken.

Idealer Ausgangspunkt für die Tour ist der Bahnhof in Dresden-Plauen. Von hier geht es ein paar Schritte bergab bis kurz vor die Weißeritzbrücke. Nun biegen wir links auf den Bienert-Wanderweg ein. Apropos Bienert: Auf dem Weg begegnet man vielen Orten, die an die Industriellenfamilie Bienert erinnern. Direkt am Anfang des Weges befindet sich links die Bienert-Mühle. Es war die kurfürstliche Hofmühle im 16. Jahrhundert, Bienert machte daraus ab 1852 die bedeutendste industrielle Großmühle im Raum Dresden. Damals mit modernster Technologie ausgestattet, ist das Gebäude heute zum Teil leider nicht im allerbesten Zustand. Es geht weiter auf dem Weg in Richtung Freital, auf dem uns links die Bahnstrecke Dresden – Nürnberg (früher Albertbahn) und rechts die Weißeritz begleiten. Nach etwa 700 Metern gelangt man zur Hegereiterbrücke, einer dreibogigen Sandsteinbrücke, erbaut im 16. Jahrhundert. Nach dem reißerischen Hochwasser der Weißeritz im Jahr 2002 wurde diese wieder aufgebaut. Ein paar Schritte flussaufwärts kommen wir zum Felsenkeller-Areal. Hier befand sich im 19. Jahrhundert die größte Brauerei außerhalb Bayerns. Heute haben an diesem Ort viele junge Gewerbetreibende und ein wissenschaftliches Untertagelabor ihren Platz gefunden. Am ehemaligen Eiswurmlager führt eine etwas unscheinbare Treppe auf den Pfad um das Gebäude herum.

Nun führt uns eine Treppe im Wald den Berg hinauf. Hier kann man die gute Waldluft tief einatmen. Oben angekommen gelangen wir auf eine herrliche Streuobstwiese. Allerdings hat der Herbst in diesen Tagen nur noch ein paar versprengte Äpfelchen auf den Bäumen übrig gelassen. Hier schließt sich der Bienert-Park an, der 1906 von Erwin und Theodor Bienert gestiftet wurde. Da wir uns nun über dem Tal befinden, gibt es entlang des Weges einige reizvolle Aussichtspunkte. Höhepunkt der Tour ist der „Hohe Stein“ mit seinem Aussichtsturm, 190 Meter über dem Meeresspiegel. Von hier oben hat man einen wunderbaren Ausblick über die Stadt. Auf der anderen Seite schaut man ins malerische Weißeritztal. Am Horizont entdeckt man die 220 Meter lange Brücke der A17 Dresden – Prag, die den Dölzschener und den Coschützer Tunnel verbindet.

Der Weg führt weiter vorbei am Bienert-Garten und an einer kleinen Sternwarte, die zum Gymnasium Plauen gehört. Abseits des Hauptweges gibt es immer wieder kleinere Pfade, die immer wieder auf den Hauptweg zurückführen.

Inzwischen sind wir nun fast wieder im Stadtteil Plauen angekommen. Hier stoßen wir direkt auf die Auferstehungskirche. Sie wurde bereits im Mittelalter erbaut und um 1900 in ihre heutige Form umgebaut. Auch hier tat der Unternehmer Bienert Gutes mit Spenden für die Innenausstattung und die Orgel. An die Kirche schmiegt sich der Innere Plauener Friedhof. Übrigens ein sehr schöner kleiner Friedhof, auf dem sich auch die Grabstätte der Bienerts befindet. Entweder geht man nun ein paar Schritte den Berg hinab und ist direkt wieder am Ausgangspunkt der kleinen Tour angekommen. Es lohnt sich aber auch noch ein kleiner Abstecher nach rechts zum F.-C.-Weißkopf-Platz mit dem Müller-Brunnen. Er trägt die Inschrift „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Der Brunnen soll an den Lyriker Wilhelm Müller und an das Mühlenwesen erinnern, das die Gegend lange prägte. Auch ein Blick auf das im Stile der Neorenaissance erbaute Rathaus Plauen lohnt sich.

Wer nun Hunger und Durst verspürt, wird ebenfalls fündig, empfehlenswert ist das italienische Restaurant „Il Grottino“.

Der Weg ist mit einem gelb-weißen Viereck gekennzeichnet und ist (wenn es im Winter nicht gerade glatt ist) hervorragend begehbar. Am Wegesrand stehen viele interessante Informationstafeln. Einige davon wurden leider von Vandalen beschmiert. Die kleine Wandertour dauert bei gemütlichem Tempo etwa 90 Minuten und ist damit perfekt für den Verdauungsgang zwischen dem sonntäglichen Mittagessen und Kaffeetrinken geeignet.

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